Heiße Kriege im Kalten Krieg
Die Truman-Doktrin und der griechische
Bürgerkrieg 1946-1949 - JON KOFAS
(chapter abstract)
Considering that there are hundreds of books and articles published on the
Truman Doctrine and the Greek Civil War, my article analyzes the domestic
dynamics of Greece, as well as U.S. regional and global foreign policy
considerations in making the decision to use Greece as a prototype for the
containment policy of the USSR. The article further demonstrates that besides
multiple U.S. concerns regarding the USSR's regional role, the Truman
administration was interested in redefining U.S. national security interests on
a global scale as a prelude to integrating under its aegis as much of the
non-Communist world as possible.
Titel:
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Heiße Kriege im Kalten Krieg
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Herausgeber:
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Greiner, Bernd; Müller,
Christian Th.; Walter, Dierk
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Ort:
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Hamburg
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Verlag:
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Jahr:
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2006
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ISBN:
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Ähnlich wie bei der Erforschung des Kolonialismus, wo sich schon vor
einiger Zeit zunächst der Blick von den Zentren auf die Peripherie verlagerte,
bis schließlich, in Umkehrung der Perspektive, gewissermaßen „das Imperium
zurückschlug“, so hat sich auch die Geschichtsschreibung des Ost-West-Konflikts
zwischen 1945 und 1989 neuerdings vom direkten Verhältnis der Supermächte und
Europa als zentralem Schauplatz des Kalten Kriegs ab- und verstärkt anderen
Regionen zugewandt – mit dem Ziel, ein genaueres Bild der gut 40 Jahre
währenden „Teilung der Welt“ zu erhalten.[1]
Dies ist nicht allein dem Aufkommen des Schlagworts „Globalisierung“ seit
Mitte der 1990er-Jahre geschuldet, sondern wohl auch der internationalen
Entwicklung seit dem Ende des Ost-West-Konflikts, die bislang weit weniger
friedlich verlief als nach Mauerfall und Untergang der Sowjetunion häufig
erwartet. Die Betrachtung des Kalten Kriegs über die hochgerüstete, unter der
Drohung atomarer Vernichtung stehende, aber ohne größeren militärischen
Konflikt lebende nördliche Hemisphäre hinaus zeigt dann schnell, dass von einer
Epoche des „langen Friedens“[2] kaum die Rede sein kann.
Mit einer Reihe der in der so genannten Dritten Welt geführten „heißen“
Kriege und ihrer Bedeutung im Kontext des Ost-West-Konflikts beschäftigt sich
der von Bernd Greiner, Christian Th. Müller und Dierk Walter herausgegebene
Sammelband, der auf eine Tagung des Hamburger Instituts für Sozialforschung
(HIS) vom Mai 2004 zurückgeht.[3] In 13 Fallbeispielen soll „in erster Linie die Qualität und Struktur der
Konfliktlogik im Einzelfall“ (S. 11) hinterfragt, also untersucht werden,
welche Rolle die „Faktoren des Kalten Kriegs“ im Verhältnis zu anderen
Determinanten in den jeweiligen militärischen Auseinandersetzungen gespielt
haben.
Als Auswahlkriterium galt ein begründeter „Anfangsverdacht“, dass es sich
tatsächlich um „Stellvertreterkriege“ handelte, wie es zeitgenössisch und auch
historiografisch bis heute noch oft pauschal heißt, oder doch zumindest eine
„Bedingtheit durch die globale Blockkonfrontation“ anzunehmen war. Näher
untersucht werden in dem Band der griechische Bürgerkrieg 1946-1949 (Jon V.
Kofas), die von der Kolonialmacht Großbritannien bekämpften „Emergencies“ in
Malaya und Kenia 1948-1960 (Dierk Walter), der Koreakrieg 1950-1953 (Bruce E.
Bechtol, Jr.), der „Abnutzungskrieg“ in Vietnam 1965-1973 (Bernd Greiner), der
Wettbewerb der Supermächte in Südasien sowie die von Indien, Pakistan und China
geführten Regionalkriege 1954-1972 (Amit Das Gupta), der Kalte Krieg in
Südafrika (Elaine Windrich), die Hintergründe der sowjetischen Invasion in
Afghanistan 1979 (David N. Gibbs), der Bürgerkrieg in El Salvador 1980-1992
(James S. Corum), der indonesische Kolonialkrieg in Osttimor 1975–1999 (Brad Simpson),
der irakisch-iranische Krieg 1980-1988 (Henner Fürtig), Ägypten im Kalten Krieg
(Thomas Scheben), die Nahostkriege zwischen Israel und seinen Nachbarn (Bruce
Kuniholm) sowie die Interventionen Kubas in Afrika 1975-1991 (Piero Gleijeses).
Den einzelnen Untersuchungen gehen drei übergreifende Beiträge voran.
Robert J. McMahon ordnet die „heißen Kriege“ allgemein in den Kalten Krieg ein
und streicht heraus, dass sowohl aus amerikanischer als auch aus sowjetischer
Sicht die Dritte Welt ab den 1950er-Jahren zum „wichtigsten“ oder gar
„entscheidenden“ Schauplatz der Ost-West-Konfrontation wurde. McMahon betont
dabei die Bedeutung von Faktoren wie politischer Glaubwürdigkeit und atomarem
Gleichgewicht oder die Spielräume für die im Rückzug befindlichen europäischen
Kolonialmächte einerseits und die Unabhängigkeitsbewegungen andererseits, die
das „System des Kalten Kriegs“ geschickt für eigene Zwecke ausnutzten. Seine
Feststellung allerdings, der Kalte Krieg habe „Verlauf, Richtung und Dauer fast
jeder dieser Auseinandersetzungen machtvoll beeinflusst“ (S. 33), wird von den
Einzeluntersuchungen des Bandes gelegentlich in Frage gestellt.
Der gedankenreiche und konzeptionell hervorstechende Beitrag von Marc Frey
über „Muster von Interaktionen“ zwischen den USA und der Dritten Welt weist
unter anderem auf den dort – im Gegensatz zum bipolar organisierten Europa –
vorherrschenden Polyzentrismus hin, insbesondere bei
Dekolonisierungskonflikten. Dieser war innerhalb der „freien Welt“ anzutreffen,
wo die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten häufig überkreuz
lagen, und auch im „kommunistischen Lager“, wo der Sowjetunion in der
Volksrepublik China schnell ein Konkurrent erwuchs. Frey verweist auch auf die
Bedeutung ideologischer Grundvorstellungen und kultureller Vorprägungen bei
Washingtoner Entscheidungsträgern, auf die Rolle von Geheimdiensten und
bilateralen Polizeiausbildungsprogrammen.
Etwas unbefriedigend ist dagegen der spiegelbildliche Beitrag von Roger E.
Kanet über „sowjetische Militärhilfe für nationale Befreiungskriege“. Abgesehen
von seltsamen Begriffen wie „israelischer Imperialismus“ (S. 61), womit Kanet
möglicherweise dem Duktus seiner Quellen folgt, ist sein Verständnis
sowjetischer Außenpolitik vergleichsweise eindimensional und nicht immer leicht
nachzuvollziehen. Nach Kanets Einschätzung war die Sowjetunion um 1979 aufgrund
ihrer internationalen Interventionen auf dem Höhepunkt ihrer Macht, die dann
aber doch recht abrupt zerfiel, ohne dass der von US-Präsident Ronald Reagan
Anfang der 1980er-Jahre vollzogene „Rollentausch“ (nun unterstützten die USA,
und nicht mehr die Sowjetunion, weltweit Guerillas gegen instabile und
unpopuläre Regime) dabei ein „Hauptfaktor“ gewesen wäre (S. 78).
Unterschiedliche Qualität haben auch die Einzelstudien. Herausragend ist
der brillante, quellenreiche, panoramaartige Essay Bernd Greiners über den
Vietnamkrieg („Die Blutpumpe“). Greiner betont einerseits den exzeptionellen
Charakter dieses Kriegs; andererseits nimmt er ihn als Ausgangspunkt für vergleichende
Überlegungen. So verweist er auf den Zusammenhang zwischen asymmetrischem Krieg
und entgrenzter Gewaltanwendung bzw. die Verwendung „symmetrischer Mittel“
höchst unterschiedlicher Kriegsgegner.
In anderen Untersuchungen wird dagegen auf eine eingehendere Betrachtung
der Natur der jeweiligen „heißen Kriege“ oft verzichtet. Bemerkenswert sind
viele Beiträge dennoch. Sie zeigen unter anderem, dass den
Einflussmöglichkeiten der Supermächte, beispielsweise in den Fällen Nahost oder
Indien/Pakistan, gelegentlich enge Grenzen gesetzt waren. Zu bedauern ist, dass
mit der Ausnahme Großbritanniens, für das Dierk Walter globalpolitisches Denken
und die Dauerhaftigkeit strategischer Elemente womöglich etwas überbetont,
andere Mächte wie Frankreich oder China nicht als eigenständige Akteure
beleuchtet werden. Generell hätte eine größere Einheitlichkeit der Aufsätze
möglicherweise ein größeres Maß an vergleichenden Erkenntnissen erbracht.
Die in der „Wahrnehmung des Kalten Krieges [...] dominante Logik eines bilateralen
globalen Konfliktes zweier nahezu monolithischer Blöcke aufzubrechen“ (S. 11)
ist das Hauptanliegen der Herausgeber. Diesem Anspruch wird der insgesamt
anregende Band ohne Zweifel gerecht. Er steckt ein faszinierendes, für künftige
Forschungen noch sehr umfangreiches Feld der internationalen Geschichte ab.
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